(Fortsetzung. Das vorherige Kapitel ist hier)
Zur Person: Maria, 29 Jahre alt, Analystin in einem großen Unternehmen, Spezialistin für Risiken und Krisensituationen.
Maria befand sich in einem strengen, minimalistischen Raum. Nur weiße Wände und ein Tisch. Sie konnte ihren Gesprächspartner nicht sehen, aber sie hörte seine Stimme:
„Sprich! Man hört dir zu.“
Sie ahnte, dass dies kein einfaches Gespräch sein würde. Die wahre Zielsetzung des Interviews wurde ihr verborgen, doch sie hatte das Gefühl, dass es um mehr gehen würde, als nur um die Überprüfung der Richtigkeit ihrer Handlungen. Aus irgendeinem Grund dachte sie, dass von ihr verlangt werden würde, ihre geistige Haltung zu den Ereignissen der umgebenden Welt zu erklären, besonders unter den Bedingungen des Informationskrieges, den die Pandemie entfesselt hatte.
Maria seufzte, wischte sich mit den Fingern über die Stirn und entschloss sich plötzlich, als Erste zum Angriff überzugehen:
„Wer bist du?“, fragte sie.
Die Antwort kam fast sofort:
„Die Wand.“
Sie presste die Lippen zusammen. Dieses Wort klang wie ein Symbol für alles, was um sie herum geschah – ein enormer Druck, Mauern der Angst, die sich rund um die Menschen während der Pandemie aufgebaut hatten.
„Die Wand?“, sie zog die Augenbrauen hoch: „Bist du meine Angst?“
„Ich bin das, was dich einschränkt“, antwortete der unsichtbare Gesprächspartner: „Die Angst, die dich an der Wahrheit zweifeln lässt.“
Maria dachte nach, ließ sich aber nicht von ihren ersten Impulsen leiten.
„Ich habe keine Angst“, sagte sie. „Ich kann Information von Propaganda unterscheiden. Ich kann Fakten finden.“
„Lüge“, kam die sofortige Antwort. „Du fürchtest, was du nicht kontrollieren kannst. Du fürchtest, der allgemeinen Panik zu verfallen und die Kontrolle über die Situation zu verlieren.“
Maria spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Es war nicht einfach eine Feststellung. Es war eine Herausforderung. Eine Prüfung ihrer Fähigkeit zur nüchternen Analyse.
„Ich kann nicht alles kontrollieren“, sagte sie ruhig. „Aber ich kann meine Wahrnehmung kontrollieren. Und ich werde Informationen filtern. Nicht in Panik geraten. Mich nicht dem allgemeinen Druck beugen. Ich verstehe, dass ich flexibel sein muss.“
Die Antwort kam mit einer kleinen Verzögerung:
„Flexibilität ist das, was rettet. Aber du musst immer mit dir selbst im Einklang bleiben. Propaganda erschafft Bilder, füllt den Raum mit Angst. Aber dein Ziel ist es, zu sehen, was hinter diesem Bild verborgen ist. Du musst in der Lage sein, Lärm von Fakten zu unterscheiden.“
Maria fühlte eine Erleichterung. Diese Worte waren vernünftig. Sie wusste, dass es in dieser Situation wichtig war, sich nicht von einfachen Lösungen oder vorgefertigten Angstmustern täuschen zu lassen.
„Ich filtere immer Informationen“, sagte sie: „Ich werde mich nicht der Panik hingeben. Ich weiß, dass es zuverlässige Daten gibt und Manipulationen. Ich habe gelernt, sie zu unterscheiden.“
Die Stimme fuhr fort:
„Verstehst du, dass es trotz allem Situationen gibt, in denen du Kompromisse eingehen musst? Die Umwelt verlangt Gehorsam. Findest du einen vernünftigen Weg, um dein inneres Vertrauen zu bewahren und dich dennoch anzupassen?“
Maria war schon oft mit der Notwendigkeit konfrontiert worden, Entscheidungen zu treffen, die Kompromisse erforderten, aber ihren inneren Kodex nicht verletzten.
„Ich weiß, dass man Kompromisse eingehen muss“, sagte sie: „Aber ich werde immer bei meinen Prinzipien bleiben. Ich werde nichts tun, was meinen Überzeugungen widerspricht. Ich werde ausgewogene Lösungen finden.“
Die Reaktion kam erneut mit einer Pause:
„Kompromisse einzugehen bedeutet nicht, aufzugeben. Es ist eine Kraft, die es dir erlaubt zu überleben, ohne dein 'Selbst' zu verlieren. Du wirst durch das alles mit Klarheit gehen. Und deine Standhaftigkeit ist nicht nur der Kampf gegen das System. Es ist der Kampf gegen dich selbst, gegen das, was dich dazu bringt, dem Druck nachzugeben.“
Maria lehnte sich zurück und dachte nach. Es war richtig. Sie hatte bereits eine Entscheidung für sich getroffen: Sie musste ihre Klarheit bewahren und sich nicht manipulieren lassen. Es war mehr als nur eine Prüfung ihres Charakters.
„Ich werde mich nicht selbst verlieren“, sagte sie: „Ich werde vorwärts gehen. Ich werde mit dieser Welt kooperieren, aber mich nicht ihren Ängsten beugen.“
Die Antwort kam, und sie war eindeutig:
Bewertung abgeschlossen.
Status: Geeignet
Der nächste und letzte Satz, der an Maria gerichtet war, war für sie unerwartet:
„Wir werden dieses Gespräch fortsetzen. Du bist bereits auf dem Weg. Gehe weiter.“
Maria seufzte. Sie war bereit. Die 'Pandemie' war nicht nur eine körperliche Prüfung, sondern vor allem eine Prüfung des Geistes. Sie hat diese Prüfung bestanden.
(Fortsetzung folgt)
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