15 Februar 2017

Überlebenskunst: die ersten Tage

Wie überlebt man in eigener Wohnung

Praktische Tipps eines russischen SE-Offiziers a.D. zum Überleben während eines Krieges. (Übersetzung aus dem Russischen)


Ausgangssituation: Krieg oder Bürgerkrieg in einer Großstadt

...Die Situation kann sich unterschiedlich entwickeln, aber Ihr Hauptziel besteht zunächst darin, die ersten zwei Wochen zu überstehen und sich zurechtzufinden. Das heißt aber nicht, dass man sich diese zwei Wochen zu Hause verstecken soll. Andererseits sollte man auch möglichst nicht auffallen.

Sie müssen sich nun Ihres neuen Ziels bewusst sein. Und das Ziel ist das eigene Leben zu retten und Kräfte zu schonen. Und bitte immer daran denken, dass die Hölle, in die Sie geraten sind, immer (mehr oder weniger) aus drei Etappen besteht:
Lokale Zusammenstöße, vollwertiger Krieg, Landzerfall.
Das sage ich nur deswegen, damit Sie eine sehr wichtige Sache begreifen, die sonst öfters vergessen wird: Richten Sie sich immer nach der konkreten Situation. Es darf aber keine Spontaneität geben, nur der gesunde Menschenverstand!

Eine Schießerei auf der Straße ist noch lange kein Grund zur Panik.
Selbst wenn in Ihrem Haus eine provisorische Sanitätsstelle eingerichtet wird, oder wenn Sie im Hof Kämpfer mit einem Granatwerfer vorfinden, bedeutet das noch nicht, dass Sie sofort fliehen müssen (obwohl ein Granatwerfer Sie schon etwas nachdenklich stimmen soll, denn er ist grundsätzlich ein beliebtes Angriffsziel).

Also nochmals das Wichtigste: Schießerei und Leichen sollen Sie nicht mehr beeindrucken, denn chaotische Versuche „wohin auch immer“ wegzurennen können Sie das Leben kosten.
Keine Hektik, keine Panik. Versuchen Sie lieber zu verstehen, wer genau auf wen und mit welchem Zweck zielt.

In der Stadt

Wenn Sie Ihre neue Situation eingehend genug analysiert haben und zum Schluss gekommen sind, doch zu fliehen, dann wägen Sie bitte zuerst Ihre Chancen ab.

Die Überlebenschancen sind in Metropolen grundsätzlich minimal.
Denn in Großstädten werden die Lebensmittelvorräte sofort knapp, und bei Unruhen wird sich niemand um eine geregelte Ausgabe / Verteilung kümmern.
Lebensmittel gibt es in der Stadt nur in Läden und Großhandelslagern. Aber diese Stellen können Sie sofort vergessen, denn Kämpfer bzw. Plünderer werden dort viel schneller als Sie ankommen.
Zu kaufen gibt es Lebensmittel bestenfalls nur am ersten Tag der Unruhen. Danach werden Geschäfte geschlossen, die Nahrungsmittel werden vom Personal ausgeplündert.

Selbstverständlich müssen Sie genug Wasser und Essen im Vorrat haben. Mit Wasser wird es noch schlimmer aussehen, als mit den Nahrungsmitteln. Ganz wichtig – den Behälter am Klosettbecken nicht vergessen!
Auf keinen Fall Wasser aus dem Behälter rauslassen! Das ist ganz normales Leitungswasser. Damit können locker eine ganze Woche durchhalten.

Noch etwas Wichtiges: bei jeder Möglichkeit zur nächsten Tankstelle laufen und Sprit in Kanistern tanken. Der Kraftstoff ist extrem wichtig, wenn man bedenkt, doch in der Stadt zu bleiben. Aber Kanister bitte nicht zu Hause aufbewahren, denn die Dämpfe sind ja hoch entflammbar. Am besten ein Depot auf dem Deckboden einrichten. Eine Lagerstelle im Keller passt eher weniger, denn dort werden sich Menschen vor Beschuss retten.

Nun zum nächsten Punkt: grundlos töten wird man Sie wohl kaum.
Im Kriegszustand vergeudet niemand Munition, um Menschen ohne Waffen abzuknallen. Natürlich ist das kein Grund, um unbesorgt in der Gegend zu laufen, aber dennoch können Sie sicher sein, daß Sie keine Zielscheibe ersten Grades sind. Erfahrungsgemäß ignorieren Kämpfer die lokale Bevölkerung, jedenfalls solange heftig gekämpft wird.
Klar kann man eine verirrte Kugel - besonders im Dunkeln - nie ausschließen, ansonsten hält sich die Gefahr erschossen zu werden in Grenzen.

Nicht vergessen: meiden Sie immer Rundfunk- und Fernsehanstalten, sowie andere Infrastrukturobjekte.

Wenn Ihre Wohnung bewaffnete Männer betreten und sagen, dass es hier ab sofort eine Maschinengewehrposition gibt, dann kurz zustimmen und abhauen.
Vergessen Sie die Wörter wie „Privateigentum“, „nicht einverstanden“ usw., denn als Rückmeldung auf den Einspruch kommt sehr wahrscheinlich eine Kugel in den Stirn.
Hauen Sie am besten ab, selbst wenn man darauf nicht besteht. Denn eine Maschinengewehrstelle ist ein äußerst begehrtes Ziel der Gegenseite.

Meiden Sie auch die Krankenhäuser.

Beide Seiten werden versuchen, das Krankenhaus zu besetzen. Es ist immer ein strategisches Ziel.
Dementsprechend wird dort in der Gegend viel geschossen. In der Regel werden die Krankenhäuser auch gebombt, denn die Autoren der Genfer Konvention trifft man ja in den Kriegsgebieten eher selten.

Nochmals: vergessen Sie, daß Sie Privateigentum haben. Das haben Sie nicht mehr.
Von dieser Erkenntnis hängt Ihr Leben jetzt direkt ab.

Töten muss man nur, wenn jemand Ihr Essen oder Wasser beansprucht.
Alles andere ist unwichtig.
Wenn Sie es schaffen, Ihr Auto gegen eine Maschinenpistole zu tauschen (z.B. im nächsten Polizeirevier), dann haben Sie viel Glück gehabt. Auch wenn es sich um ein Tauschgeschäft Mercedes gegen Kalaschnikow mit 2-3 Magazinen handelt. Das Auto brauchen Sie ja sowieso nicht mehr. Aus der Stadt können Sie damit definitiv nicht fliehen, beschossen werden Sie aber im Wagen ganz bestimmt.


Solange Sie in der Stadt sind, empfehle ich keine Tarnkleidung zu benutzen, um keinen „Iniziativschuß“ zu provozieren.

Also, wo sind wir nun...
Wir gehen von Straßenkämpfen in unserer Stadt aus.
Wir haben uns entschlossen, situationsbedingt oder taktisch in der Stadt zu bleiben, obwohl diese Entscheidung fast immer eine schlechtere ist.

Jetzt mal kurz zusammengefasst: Geschäfte plündert man schon ab dem zweiten Tag, Waffen sind bei der Polizei zu besorgen, etwas Wasser gibt es im Behälter am Klosettbecken, Sie haben kein Privateigentum mehr, der bewaffnete Man hat immer recht, Sie müssen immer dort verschwinden, wo Kämpfer erscheinen, jede Person in Tarnkleidung wird zum Kämpfer (auch ungewollt), Spritvorrat ist ein Riesenvorteil für Sie (fungiert notfalls als eine Art Ersatzwährung genau so gut wie Waffe bzw. Munition), Infrastrukturobjekte immer meiden...

Und jetzt noch ein Tip:

Nie ziellos herumlaufen. Ganz besonders – nie „mal schauen, was los ist“.

Im Stadtkampf werden die meisten Operationen „still“ durchgeführt. Denn das sind ja in der Regel Aufklärungs- bzw. Diversionsaktionen. Also werden Sie von jeder Aufklärungstruppe, die Sie im Blickfeld bekommt, einfach vernichtet.

Kämpfer, die mit dem Finger drohen und weiter laufen, gibt es nur im Kino. In der Realität werden Sie an der Stelle gemessert. Denn das Fehlen der Zeugen ist die Grundbedingung fürs Überleben der Kämpfer und den Erfolg der Operation. Mehr noch. Jede Kampfgruppe wird Sie garantiert abknallen, allein deswegen, daß Sie ihre Position nun bereits kennen. Dieses Wissen wird Sie das Leben kosten.


Also, wenn Sie von fern Kämpfer sehen, die Sie freundlich heranwinken, dann sind Sie bereits ein toter Mann, es sei denn, Sie schaffen es noch, sofort wegzulaufen, was die Beine können. Nochmals: Kämpfer können durchaus freundlich aussehen, lächeln und sogar Hilfe anbieten. Aber sobald Sie sich nähern, ändert sich die Situation für Sie dramatisch.

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Überlebenskunst: die ersten Tage Rating: 4.5 Diposkan Oleh: Admin

5 Kommentare:

  1. Das ist mit ein Grund warum ich für mich und meine Familie immer Nahrung für ca. 5 Monate daheim habe und für Wasser ist auch gesorgt. Außerdem gibt es da noch ein paar Waffen und ausreichend Munition.
    Noch ist es ja möglich legal Waffen zu besitzen mal schauen wie lange noch.

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  2. "Nie ziellos herumlaufen. Ganz besonders – nie „mal schauen, was los ist“."
    Bwa ha ha.

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  3. Karascho!
    Gute Seite!

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  4. Deswegen raus aus der Großstadt und ab auf's Land. Die Überlebenschancen sind größer.

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  5. Ob das mit den besseren Überlebenschancen immer stimmt, ist fraglich. Im Jugoslawien war es im belagerten Sarajewo gefährlich - aber dort haben Leute überlebt. Das Umland von Sarajewo war eine andere Sache. Die Verteidigung eines Dorfes ist für die Zentralmacht uninteressant, da es dann größere Probleme gibt. Die Bewohner des Dorfes sind -selbst wenn der eine oder andere bewaffnet ist- zu wenige, um ein Massaker zu verhindern

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