12 Februar 2018

Deutschland: kein Weg zurück

Deutsches Sozialsystem

Ein typisches Posting zum Thema "Schmarotzer-Beratung" gefunden im russischsprachigen sozialen Netz Livejournal (
aktuell unter Top-200 beliebtester Beiträge).

Das deutsche Sozialsystem wurde langsam weltweit zur Fabel...


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Hallo Jana!

Vielen Dank für Ihr Blog und Bücher! Danke auch für die Möglichkeit, Ihnen Fragen zu stellen.

Meine Frage also:

Mein Opa lebt in Deutschland. Mitte 90-er ist er mit Oma dahin ausgewandert. Meine Oma war Jüdin. Aus diesem Grund wurden sie in Deutschland aufgenommen. Sie bekamen eine Wohnung und Sozialgeld. Dann starb die Großmutter. Der Opa ist dort nun seit ein paar Jahren allein. Ihn unterstützen dort irgendwelche Tanten aus dem Sozialamt. Auch medizinisch wird er dort wohl besser betreut. Aber er fühlt sich allein gelassen und will zurück.

Er hat zwei Pässe: russisch und deutsch. Deutsch spricht er nicht. Also muss er nun wohl seine Verhältnisse mit dem deutschen Staat irgendwie zu Ende bringen: Etwa Wohnung abgeben, Sozialhilfe abmelden usw.

Vielleicht könnten Sie empfehlen, an welches Amt er sich wenden soll, um all dies zu erledigen? Die einzigen russischsprachigen Menschen, mit welchen er in Kontakt bleibt, sind die Pflegekräfte aus dem Sozialamt. Es möchte aber diese Angelegenheit mit ihnen nicht besprechen, weil er Angst hat, sie würden ihn dann bei seiner geplanten Abreise stören, denn diese Frauen bekommen ja das Geld vom Staat dafür, dass sie ihn verpflegen.

Er ist sehr alt und sehr hartnäckig. Aber ich weiß halt nicht, womit ich hier überhaupt anfangen soll... Und übrigens, was würde passieren, wenn er nach Russland „zu Gast“ reist und dann einfach verschwindet?

Vielen Dank im Voraus!

Liebe Grüsse, N.

Antwort

Guten Tag!

Eine interessante Frage.

Ich mochte die Lösung nicht aufdringen, aber ich weiß, dass viele Leute auf diese Weise bereits abgereist sind, dabei haben sie sich einfach nicht abgemeldet. Also tauchen sie ab und zu im deutschen Sozialamt auf, um Präsenz zu zeigen bzw. nötige Papiere nachzureichen, kassieren das Geld ab, um irgendwo in Russland davon ruhig weiter zu leben.

Legitim ist das eigentlich nur für deutsche Rentner, die im Ruhestand leben dürfen, wo sie wollen. Ob das auch für Sozialhilfe im Rentenalter stimmt, weiß ich nicht, aber die Meisten machen sich darüber halt keine Gedanken, denn überprüft wird das sowieso nicht wirklich.

Das betrifft eigentlich nur junge Leute, die vor dem Jobcenter mindestens markieren müssen, dass sie tüchtig Arbeit suchen usw. Als Rentner soll man dort aufkreuzen, nur um zu bestätigen, dass man noch am Leben ist, vielleicht auch den Mietvertrag bzw. neue Strom- und Gasrechnungen vorlegen.

Aber, wie gesagt, ist das eine interessante Frage, was passiert, wenn man einfach verschwindet... Soviel ich weiß, ist ein Besuch beim Sozialamt einmal oder zweimal pro Jahr schon nötig. Sonst kriegt man wohl eine Mahnung per Post, danach werden Auszahlungen eingestellt, die Krankenversicherung ebenso. Und danach wird man, glaube ich, einfach vergessen. Dann sollte auch noch der Mietvertrag gekündigt werden. Und dann...

In Deutschland darf man kein Sozialgeld beantragen, wenn man keinen deutschen Wohnsitz hat. Um eine Wohnsitzanmeldung zu bekommen, muss man eine neue Wohnung mieten. Das ist nicht einfach, wenn man kein Geld bekommt. Somit ist der Weg zurück ins System zwar möglich, aber schwierig. Also würde ich empfehlen, dass man sich alles sehr gut und vorab überlegt. Will man aber wirklich alles hinschmeißen, dann sollte man den Mietvertrag ordentlich kündigen und abhauen. Man kann noch einen drauf setzen und sich beim Sozialamt amtlich abmelden. Die Mitarbeiter werden zwar schockiert sein, aber sie tun das schon. Und das wäre es dann auch.

Und die Staatsbürgerschaft wird keinem weggenommen. Der Bürger hat ja keine Pflicht, sich in Deutschland aufzuhalten. Und wenn man auch in 10 Jahren zurückkommt, ist man immer noch der deutsche Bürger.

Quelle

Deutschland: kein Weg zurück Rating: 4.5 Diposkan Oleh: Admin

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