18 August 2020

Lukaschenko und der Internationale Währungsfonds

Lukaschenko

Im Internet machen Berichte über IWF-Aussagen des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko die Runde.


Die Berichterstattung zu diesem Thema ist aber bis jetzt leider ziemlich unsauber. Auch "etablierte" russische bzw. russischsprachige Massenmedien haben übrigens Lukaschenkos Äußerungen verdächtig zurückhaltend und dermaßen entschärft kommentiert, dass man den eigentlichen Sinn seiner Botschaft nicht ohne weiteres wahrnehmen konnte.

Dabei gibt es dazu durchaus verlässliche russischsprachige Quellen, vor allem die Website des staatlichen weißrussischen Fernsehens, und zwar die Rubrik "Offizielles Video".

Kurze Vorgeschichte: Am 19. Juni 2020 fand eine vom Präsidenten Alexander Lukaschenko initiierte Besprechung über Unterstützung der weißrussischen Realwirtschaft durch das nationale Bankensystem statt. Während dieser Besprechung hat Lukaschenko unter anderem Meinung geäußert, dass der Internationale Währungsfonds von Weißrussland verlangen würde, im Kampf gegen das Coronavirus "wie Italien zu handeln".

Das dürfte Alexander Lukaschenko auch tatsächlich gemeint haben, aber: Der weißrussische Präsident ist für seine effektvollen und zum Teil sogar drastischen Formulierungen bekannt. Diese Formulierungen empfinden russische Muttersprachler meistens durchaus als klar und eindeutig. Doch sobald seine Worte "aufs Papier" gebracht werden, geht diese wichtige emotionale außersprachliche Komponente mehr oder weniger verloren, was freien Raum für Deutungen ergibt.

Darum kommt hier eine - nach meinem Empfinden - möglichst originalgetreue Übersetzung Lukaschenkos Worte zum gegebenen Thema. Das Video ist auch anbei.


"Der Vorsitzende der weißrussischen Nationalbank ist der Hauptgesprächspartner des Internationalen Währungsfonds. Wie sieht denn die Situation aus? Was fordern unsere Partner von uns? Es wurde in Aussicht gestellt, uns 940 Millionen US-Dollar im Rahmen der sogenannten Schnellfinanzierung zur Verfügung zu stellen. Ich sage aber: Wir werden nach niemandes Pfeife tanzen! Denn von dort gibt es bereits neue Forderungen: Wir sollen nun, so heißt es, im Kampf gegen das Coronavirus wie Italien handeln. Hört mal zu, ich will nicht, dass es in Belarus so wie in Italien läuft. Ich will es nicht. Das ist hier unser Land, und wir haben unsere eigene Situation. Und Gott gebe es, dass wir auch weiterhin mit diesem Coronavirus so fertig werden, wir bis jetzt! Die Weltbank ist bereit, die uns vorher angebotene Finanzierung dafür zu verzehnfachen, dass wir diese Krankheit wirksam bekämpfen. Sie hat sogar unser Gesundheitsministerium gebeten, über gesammelte Erfahrungen zu berichten. Und der IWF fordert weiterhin von uns: 'Ordnet die Isolierung an! Ordnet die Quarantäne an! Ordnet die Ausgangssperre an!'. Was soll dieser Wahnsinn?"



Lukaschenko und der Internationale Währungsfonds Rating: 4.5 Diposkan Oleh: Admin

5 Kommentare:

  1. Warum so kompliziert? Auszug aus
    https://www.dz-g.ru/WHO-und-IWF-bestechen-Staaten-den-Corona-Zirkus-mitzumachen

    19. Juni 2020 | Lukaschenko über Aufdrängung von zusätzlichen Bedingungen bei Vergabe von äußeren Krediten

    MINSK, 19. Juni (BelTA) – Für Belarus sind die zusätzlichen Bedingungen bei der Vergabe von äußeren Krediten, die aufgezwungen werden, unzulässig. Diese Meinung sprach der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko in der Besprechung über Unterstützung der Realwirtschaft durch das Bankensystem.

    Alexander Lukaschenko interessierte sich für die Gewährung der ausländischen Kredite für Belarus. Was würden von uns die Partner verlangen? Man habe die Gewährung von $940 Mio. schneller Kredite in Aussicht gestellt. Wie werde diese Frage gelöst, fragte der Staatschef.

    Dabei hob er hervor, dass das Land die ihm aufgezwungenen zusätzlichen Bedingungen bei der Gewährung von Krediten, die nicht zum finanziellen Teil gehören, für unzulässig hält. Sie hätten versucht, uns zu diktieren, wie wir zur Bekämpfung des Coronavirus vorgehen müssten.

    Die Weltbank interessierte sich für die belarussischen Erfahrungen zur Bekämpfung der Corona-Infektion. „Sie will uns für eine effiziente Bekämpfung dieser Krankheit unterstützen und die Erfahrungen des Gesundheitsministeriums übernehmen. IWF fordert nach wie vor Quarantäne, Isolierung, Ausgangssperre. Das ist eine Dummheit. Wir werden nach niemandes Pfeife tanzen“, sagte der Präsident.

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    1. Das Original kann unmöglich weniger wissenswert als die Kopie sein. Darauf kommt es an. :)

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  2. Es ist reiner Zufall, dass jetzt die sog. Farbenrevolution in Weissrussland grassiert.
    Strafe muss sein, das kennen wir doch aus anderen Ländern.

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  3. Die Antwort auf seine Weigerung folgte prompt, die allseits gut bekannte Farbenrevolution, der Westen lässt grüssen.

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  4. OT
    Werter Rusfunker,

    hat die russ. Presse Meldungen über die Groß-Demo vom 29.08. in Berlin gebracht? Auch vor der russischen Botschaft waren viele Demonstranten, die von der Polizei großräumig zurück gehalten wurden, auch mittels Wasserwerfern vertrieben wurden.
    Danke!

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