27 April 2018

Jagd auf Russen eröffnet

USA gegen russiche IT-Fachleute
Dr. Igor Aschmanow ist ein international bekannter russischer Experte auf dem Gebiet der Informationstechnologien.

Er befasst sich mit zahlreichen (darunter auch sehr sensiblen) IT-Projekten in Russland. Öffentlich tritt er eher selten auf. Diesmal äußert er sich aber in zentralen russischen Massenmedien zu einem brisanten Thema, das auch ihm persönlich gut bekannt ist.

Es geht ums Headhunting auf US-amerikanische Art, d.h. um eine brutale „Kopfjagd“ nach russischen IT-Fachleuten, die sich inzwischen immer mehr einer richtigen wilden Treibjagd ähnelt.

Solch eine Programmierer-Jagd sei, so Aschmanow, besonders billig und sehr effektiv.
Das amerikanische Headhunting besteht heute u.a. in einer erzwungenen Auslieferung bestimmter russischer Bürger in die USA aufgrund von Strafverfahren, die wegen angeblicher Verstöße gegen alle möglichen US-Rechte eingeleitet werden.

Auf solch eine exotische Art und Weise werden jedes Jahr Dutzende russische IT-Fachleute „angeheuert“, d.h. weltweit aufgespürt, verhaftet und in die USA abtransportiert.

Als besonders beliebte Jagdreviere gelten dabei Spanien, Tschechien, Norwegen, Dominikanische Republik, Finnland, Lettland, Thailand, Bangkok, Costa Rica, Malediven und Griechenland.

Als entscheidenden Grund für solch eine dramatische Entwicklung nennt Herr Aschmanow die grundsätzliche Einstellung der USA, die die ganze Welt als ihre eigene Rechtshoheitzone betrachten. So fordern die Vereinigten Staaten meistens direkt, also am Interpol vorbei, die Auslieferung von Menschen, die sie interessieren. Und die meisten Länder werden dabei durchaus gefügig. Aus Angst, meint Aschmanow.

Rechtfertigend könnte man natürlich erwidern, dass die Auszuliefernden sowieso Gauner sind. Also wäre es grundsätzlich in Ordnung, dass Verbrecher gefasst und bestraft werden. So einfach ist die Situation jedoch nicht. Man hat nämlich beinah keine Möglichkeit zu erfahren, ob angebliche IT-Verbrecher wirklich Verbrecher sind. Wenn man Geschichten der Ausgelieferten verfolgt, sieht man leicht eine Gesetzmäßigkeit: wenn der Angeklagte die Verständigung im Strafverfahren in den USA akzeptiert, kriegt er höchstens ein paar Jahre Knast oder sogar auf Bewährung und wird bald frei. Sonst muss er unglaubliche 25 bis 40 Jahre für eine versuchte Hack-Aktion an einer Webseite absitzen. Übrigens, soviel bekommt man in Russland nicht einmal für einen Totschlag.

Das Schema ist hier aber ganz einfach:
Das Gericht im Land, wo der „russische Hacker“ verhaftet wurde, richtet sich nicht nach den aus den USA eingereichten Beschuldigungen, sondern prüft lediglich, ob die angeblich begangene Tat nach der lokalen Gesetzgebung strafbar ist. Wenn das so ist, dann wird der „Täter“ ruhigen Herzens in die USA ausgeliefert. Denn es ist doch überall bekannt, dass die US-amerikanischen Gerichte besonders unvoreingenommen sind.

Sobald aber der Ausgelieferte in den USA landet, sagt man ihm: „Hör mal zu, Junge. Hier erwarten dich 30 bis 40 Jahre Knast. Du wirst also dein ganzes Leben hinter Gittern verbringen, wenn deine dunkelhäutigen Zellengenossen dich nicht schon vorher totbumsen. Die Verständigung im Strafverfahren gibt dir aber eine Chance, nach ein paar Jahren in einem „guten Gefängnis“ wieder frei zu kommen (vielleicht wirst du auch sofort frei), danach bekommst du Greencard und Festanstellung bei der National Security Agency.

Was soll denn der gedemütigte „russische Hacker“ tun? Er sitzt vielleicht seit Monaten allein, von seiner Familie, Heimat und Freunden abgeschottet. Er kann sich keinen guten Anwalt leisten. Er ist durch „gut gemeinte“ Tipps von „professionellen“ Zellengenossen desorientiert. Er glaubt, dass er tatsächlich 30 Jahre Knast vor sich hat. Und natürlich ist er schlussendlich bereit, sich im Strafverfahren zu verständigen.

Und gerade ab diesem Zeitpunkt ist das amerikanische Gericht nicht mehr verpflichtet, Beweise zu berücksichtigen. Die Verständigung ist doch schon da, was will man mehr? Das ist sehr bequem, zumal Beweise meistens sowieso nicht vorhanden sind. Ab sofort kann man (und braucht man) nicht mehr beweisen, ob der „russische Hacker“ tatsächlich ein Verbrecher ist.

Es ergibt sich dann eine reine Win-Win-Sintuation: der US- Nachrichtendienst bekommt einen neuen Fachmann, US-Aufklärer kriegen weitere Sterne auf ihre Schulterstücke, und der „Hacker“ bekommt seine „Freiheit“.

Natürlich ist das keine wirkliche Freiheit. Der „begnadigte Verbrecher“ kann nun beliebig beauftragt werden: zum Beispiel als „Zeuge“ und Teilnehmer an verschiedenen Propaganda-Kompagnien: Doping, Hacker-Attacken, Lauschangriffe usw. Ab jetzt macht er natürlich alles Mögliche mit.

Die Reise eines russischen IT-Fachmanns ins Ausland (Dienstreise, Urlaub) ist heute leider mit einem großen Risiko verbunden, weil er dort meistens als Freiwild betrachtet wird.

Das Fazit von Aschmanow: Russland braucht dringend einen staatlichen Mechanismus, um seine Bürger im Ausland zu schützen und notfalls zu retten. Ganz besonders, wenn es um russische intellektuelle Ressourcen geht.

Quelle
Jagd auf Russen eröffnet Rating: 4.5 Diposkan Oleh: Admin

3 Kommentare:

  1. Kann mal jemand die Welt anhalten, ich möchte aussteigen, mir ist so übel.

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  2. Würde mich auch nicht wundern, wenn die Amis ab und zu Exilrussen töten lassen und die Schuld dann auf die Russen schieben, um ihre Ziele gefügiger zu machen, nach dem Motto "Guck mal, wir können jeden killen ohne erwischt zu werden."
    Gibt ja offensichtlich eine ganze Reihe von Vorfällen.
    http://www.sueddeutsche.de/politik/london-britische-polizei-untersucht-tod-eines-russischen-exilanten-1.3905073
    Schon bemerkenswert, wie dumm-dreist diese Propaganda aufgezogen ist. Im ersten Absatz heißt es: "Ob sein Tod mit dem Nervengift-Angriff auf den Ex-Agenten Skripal in Verbindung steht, ist völlig offen." heißt: "Es gibt noch keine Beweise, aber da ist was dran"
    Im dritten Absatz: Laut Polizei "gebe es derzeit keinerlei Beweise, dass der Todesfall mit dem Nervengift-Angriff auf den russischen Ex-Agenten Sergej Skripal und seine Tochter in Verbindung stehe."
    Also ist dieser "Verdacht" an den Haaren herbeigezogen.
    Im 3. Reich war die Propaganda auch nicht wesentlich unsubtiler.

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  3. Oha, das ist ja mal eine ganz brisante "graue" Information. -
    In den 50er und 60er Jahren hieß es unter der Hand, daß junge Kerle sich unbedingt von Kehl (deutscher, französisch besetzter Grenzort gegenüber von Straßburg) fernhalten sollten, denn dort füllte die französische Armee die Reihen der Fremdenlegion auf.
    Solcherart Gebahren gibt es immer wieder, und es ist schwer abzustellen.
    Ich finde es scheußlich, daß auf diese Art die Bewegungsfreiheit von Fachleuten stark eingeschränkt wird - die müssen ja einen Haufen Länder vermeiden und Reisen werden recht gefährlich.

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