20 Dezember 2025

Antichrist kommt aus Russland

Alexej Osipov
Alexej Iljitsch Osipow ist ein bekannter sowjetischer und russischer orthodoxer Theologe, Pädagoge und Publizist, Doktor der Theologie und Professor der Moskauer Geistlichen Akademie. Im Jahr 2017 erhielt er sogar aus den Händen des russischen Präsidenten die Staatsauszeichnung 'Orden der Freundschaft'. Er ist aber vor allem für seine zahlreichen Vorträge bekannt, die im russischen Internet weit verbreitet sind. Der u.a. Videoauszug aus einem Vortrag stammt ungefähr aus dem Jahr 2007.

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Es gibt echte Prophezeiungen. Das sind Prophezeiungen, die man einfach aufschlagen und lesen kann. So gibt es die Prophezeiung von Ignatij Brjantschaninow, eines russischen Erleuchters, der mitten im 19. Jahrhundert in seinen Briefen schwarz auf weiß ganz direkt geschrieben hat:

„Unser [russisches] Volk kann und soll zum Werkzeug des Genies der Genies werden, des Antichristen, der endlich die Idee der Weltmonarchie verwirklichen wird.“

Wie viele solcher Gestalten hat es gegeben, die die ganze Welt erobern wollten?! Und nun ist er endlich benannt! Aber welch ein Grauen: Gerade unser Volk kann und soll es sein! Gerade unser russisches Volk!

Ich erschauderte, als ich das zum ersten Mal las. Dann dachte ich nach – und erkannte: Das stimmt ja, genau so ist es! Und ihr werdet mir gleich zustimmen, wenn ihr hört, wie ich das verstanden habe. Erinnert ihr euch, was vor der Heiligsprechung der Zarenfamilie passierte? Erinnert ihr euch? Überall hieß es: „Zar Nikolaus II. ist der Sühnende! Er ist der Sühnende!“ 2000 Jahre lang hatten wir nur einen einzigen Sühnenden – den Herrn Jesus Christus –, und niemand hätte je gewagt, einen anderen auch nur in seiner Nähe zu nennen. Und plötzlich schreiben angesehene Personen, Priester, 150 Unterschriften: „Nikolaus II. – der Sühnende für Russland. Der allererste unter den russischen Heiligen. All diese Sergius von Radonesch und Seraphim von Sarow – das ist alles unwichtig … Er ist der Erste!“

Versteht ihr, was da los ist? Wir kennen keinerlei Maß mehr. Ich frage: Warum soll ausgerechnet er über allen stehen? Antwort: „Weil er der Gesalbte ist!“ Aber vor Nikolaus gab es doch auch Kaiser, die gesalbte waren.

Als Alexander II. in die Luft gesprengt wurde, lag er drei Stunden lang ohne Beine in Qualen – das ist schlimmer als eine Erschießung. War er ein Gesalbter? Ja. Und warum wird dann nicht er so verehrt? Wenn man ins Streitgespräch gerät, heißt es: Nikolaus II. habe als Märtyrer gelitten. Ich antworte: Damals haben Millionen Menschen als Märtyrer gelitten. Was ist also der Unterschied? Warum dieser Hype? Wir haben viele Heilige, viele Märtyrer. Gott sei Dank, auch Nikolaus gehört dazu. Aber nein, heißt es: „Er ist nicht wie die anderen!“ Die anderen sind also geringer. Warum? Antwort: „Er war Zar!“ Das ist der einzige Grund. Stellt euch nur vor!

Und da verstand ich plötzlich: Das also ist es, worauf wir warten! Wir warten überhaupt nicht auf Heiligkeit, nicht auf asketischen Kampf. Wir brauchen einen Zaren! Und wir fallen dann in Ohnmacht vor lauter Vorfreude darauf.

Genau deshalb hat Ignatij Brjantschaninow gesagt: „Unser Volk kann und soll zum Werkzeug des Antichristen werden.“ Denn wahrscheinlich gibt es bei keinem anderen Volk eine solche Hysterie, eine solche Sehnsucht nach einem Zaren wie bei uns.

Warum das so ist, ist eine andere Frage. Aber die Tatsache ist bestürzend. Wir warten, wir warten. Es werden Bücher darüber geschrieben. Gebt uns einen Zaren! Wir warten auf ihn! Eines Tages kriegt ihr ihn, meine Lieben! Ihr kriegt schon, was ihr verdient!

Wer die Bibel gelesen hat, erinnert sich, wie die Juden bei Gott einen König verlangten. Gott wurde zornig, hört ihr? Gott zürnte, weil sie einen König wollten. Und er gab ihnen den besessenen Saul. Genau das werden auch wir in unserer Gier bekommen!

Diese Situation passt genau zur Atmosphäre unseres Lebens, ich würde sagen, unserer Seele. Sie legt bloß, was wir wirklich wollen, was uns gefällt: Weder Gott noch Rettung noch Heiligkeit. Ganz und gar nicht. Wir wollen Macht, Stärke, materielles Wohlergehen und einen gesalbten Zaren! Und dann ist für uns alles endlich in Ordnung!

Und Gott? Ach ja, Gott … natürlich, Gott … „Und ein Prophet wird auf ihn zeigen.“ Welcher Prophet? Von welchem Gott? Welche Merkmale? Das ist doch die direkte Erfüllung der Apokalypse! Und tatsächlich schreibt Johannes: Und es werden ihm huldigen alle, die auf Erden wohnen.

Aber das Allerschrecklichste ist: Gerade unser russisches Volk wird zum Werkzeug des Antichristen werden. Das Volk wird ihn hervorbringen, ihn auf den Thron heben. Und wir werden die Ersten sein, die ihm huldigen. Das wird das entsetzliche Zeugnis dafür sein, wer wir wirklich sind und wen wir eigentlich brauchen. Ja, genau den brauchen wir …

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