13 Juli 2019

Wodka

Vodka
Wodka verdient in Russland die meiste Anerkennung. Und das völlig zu Recht.

Wodka ist vorhersehbar und verständlich. Er wird vom Körper genauso natürlich aufgenommen, wie die Luft von der Lunge.

Die ersten 50 g Wodka spürt man gar nicht. Sie verschwinden im Körper wie im Sand. Wenn man dann gleich weitere 50 g nachlädt, kommt eine gewisse Leichtigkeit für 5 Minuten. Keine echte Leichtigkeit also. Es ist doch klar, dass 100 g Wodka nichts bewirken außer dem unangenehmen Katergefühl.

Am besten sofort nochmals 50 g kippen. Mit 150 g blüht die Seele endlich langsam auf! Manchmal sagt man, dass 150 g Wodka den angenehmsten Rausch verschaffen. Es kommt Freude und Leichtigkeit auf, die man mit weiteren Portionen weder erhalten noch steigern kann.

Das würde ich aber bestreiten. Meines Erachtens kriegt man den besten Kick erst ab 200 g Wodka. Ab der 200-Marke erblüht man echt voll. Und ab dann gibt es auch kein Zurück mehr. Ja, man kann 100 oder 150 g trinken. Aber danach kommt man schnell wieder zu sich und kann zur Arbeit gehen.

Ab 200 g geht man nirgendwohin mehr. Ab 200 g gilt: „Ein Glas Wodka am Morgen entbehrt den ganzen Tag der Sorgen“.

Und nun Augen zu und tief einatmen...

Stell Dir vor: Der frühe Morgen, und Du bist auf einer sonnigen Terrasse. Omas Pfannkuchen stehen auf dem Tisch, auch Kaviar und Sahne sind da. Das Fenster ist aufgemacht, und man hört Vögel im Garten singen. Das Sonnenlicht ist so stark, dass sich die schlechte Laune sofort darin auflöst.

Wie im Paradies - jedenfalls so wie es im Kino gezeigt wird - ist die ganze Gegend mit grellem Licht durchflutet. Menschen glauben ja, das Paradies wäre hell, die Hölle wäre dunkel. Doch auch ein Glas Wodka lässt das paradiesische Licht im Inneren aufflammen und das Gehirn von der Außenwelt abschalten.

Ab dann ist es unwichtig, welche Stimmung man vorher hatte. Alles wird unwichtig, denn eine unsichtbare Grenze ist bereits überquert worden: Du bist jetzt auf der sonnigen Seite. Das Beste aus Deiner Seele tritt in den Vordergrund. Das Böse aber schrumpft und verschwindet. 200 g Wodka machen das möglich, aber... gerade ab jetzt wird es ernst.

Für eine erfolgreiche Weiterfahrt ins Paradies muss man äußerst vorsichtig handeln, das heißt: das Alkoholniveau im Blut ist nun immer stabil zu halten. Also nicht zu viel und nicht zu wenig nachtanken. Das ist eine schwere Aufgabe, fast wie das Balancieren auf dem Seil.

Praktisch gesehen, funktioniert das etwa so: jede halbe Stunde ca. 50 - 100 g nachfüllen. Wenn es mal doch spürbar zu viel wird, dann trotzdem den Trinkrhythmus nicht stören, und lieber den Körper mit 50 g Wasser irreführen.

So kann man locker bis zu einem Liter Wodka tagsüber verspeisen und sich dabei perfekt fühlen. Auch am nächsten Tag behält man dann ziemlich sicher klaren Kopf und gute Laune.

Es gibt Laien, die sagen, dass man die Wodkaflasche nicht von dem Nachmittag anfassen darf. So was zu behaupten, ist einfach nur jämmerlich.

Der einwandfreie Wodka-Tag kann ruhig gleich am Morgen anfangen! Hauptsache, man ist in der Lage, seinem Körper zuzuhören und die Situation unter Kontrolle zu halten.

Wenn es klappt, dann wird der ganze Tag göttlich.

Na Sdorowje!

Wodka Rating: 4.5 Diposkan Oleh: Admin

5 Kommentare:

  1. Nach 150 Gr. Vodka bin ich scheintot.
    Wer so geeicht ist, dass er das ohne über seine eigenen Füße zu stolpern verträgt,
    kann mit Angola Murksel im Gespann traben.

    AntwortenLöschen
  2. Ja ich liebe Wodka.

    Als alter Selbstbrenner achte ich immer auf die Reinheit des Destillates, Minimierung der Fuselstoffe und des Methylalkohols.

    Als ich noch in der Halbleiterindustrie werkelte haben wir natürlich den Analysenalkohol (absolut rein, 96% Alkohol ohne was Anderes, Rest reinstes Wasser) genossen, so wie das die im Gesundheitswesen auch immer tun. Der ist bekömmlich ohne Kater am nächsten Morgen, weil da keine Fuselstoffe drin sind die für den Kater verantwortlich sind.

    In Zeiten die schon sehr lange zurück liegen wurde mir von Angehörigen der sowjetischen Truppen in der DDR Wodka kredenzt, der damals extra für die russische Führungsschicht destilliert wurde. Er hatte einen Alkoholgehalt von 70 Prozent, liess sich aber doch wie Wasser, Wässerchen (Wodka) trinken und am nächsten Morgen hatte man keinen Kater.

    Irgendwo im Weltnetz las ich, dass der Wodka für den Zaren damals 50 Mal destilliert wurde. Das leuchtet mir ein, da ich auch Analysenalkohol probiert habe.

    Vorsicht vor Grappa, Weinbrand und gepanschten Mixturen wie "Magenbitter", da stecken viele Fuselstoffe drin und verwirren das Hirn.

    Na Sdrovje

    AntwortenLöschen
  3. Sagt man wirklich "Na sdorowje" beim Anstoßen?

    AntwortenLöschen
  4. >Sagt man wirklich "Na sdorowje" beim Anstoßen?<
    Eigentlich nicht. Ganz korrekt wäre "Sa Wasche Sdorowje!" (Auf Ihre Gesundheit!). "Na sdorowje!" bedeutet eher "Lasst es euch schmecken!" oder situativ manchmal auch generell "Gern geschehen!". Verständlich und fürs Anstoßen durchaus passend ist diese in Deutschland gebräuchliche Version des russischen Trinkspruchs aber auf jeden Fall. Klingt auch recht niedlich fürs russische Ohr.

    AntwortenLöschen

© Copyright

Blog Russischer Funker, www.rusfunker.com, 2017-2024. Unautorisierte Nutzung von Inhalten oder Teilen der Inhalte aus diesem Webblog ist ohne eine schriftliche Zustimmung des Autors nicht gestattet. Auszüge können hingegen genutzt werden, jedoch nur mit einer eindeutigen Nennung der Quelle. Diese muss folgendermaßen stattfinden: Nennung des Autors, der Website inklusive einem Link zum Original-Artikel.