Drohnen – die tödliche Revolution der modernen Kriegsführung
Die unbemannten Fluggeräte, einst ein futuristischer Begriff, wurden im Ukraine-Krieg zu einem der prägenden Instrumente auf dem Schlachtfeld. Sie sind klein, wendig und tödlich präzise. Sie sehen alles. Sie töten in Sekunden. Das massenhafte, taktische Einsetzen von Drohnen war eine der großen militärischen Neuerungen dieses Konflikts. Immer wieder tauchen im Netz Aufnahmen auf, in denen Soldaten in letzter Sekunde versuchen, den tödlichen Augen und Rotoren auszuweichen.
Aber wie entkommt man einem fliegenden Jäger? Wie überlebt man die Jagd aus der Luft?
Ein erfahrener russischer Offizier bringt es auf den Punkt: „Die größte und häufigste tödliche Fehlerquelle ist: Viele verlieren einfach die Nerven.“
27 Kilometer unter Drohnenfeuer
Vladimir Pavlov – ein Pseudonym – ist Spezialoffizier und Veteran mehrerer Einsätze. Zweimal verwundet, machte er sich dennoch auf den Weg zurück zu seinen Kameraden. 27 Kilometer legte er zurück – während feindliche Drohnen pausenlos über ihm kreisten, auf ihn lauerten, ihn jagten. Es war 01:40 Uhr nachts, als ihn das Projektil traf, und erst gegen 23:30 Uhr erreichte er wieder eigene Linien. Was ihm das Leben rettete? „Ein voller Vorrat an Schmerzmitteln – und eiserne Nerven“, sagt er selbst.
Pavlov vergleicht die Jagd einer Drohne auf einen Menschen mit der Jagd eines Menschen auf einen Hasen: „Der Hase überlebt nur, wenn er ruhig bleibt.“
Unsichtbar bleiben – ein Handwerk
Laut Pavlov ist der erste und wichtigste Grundsatz: Bewegung ist dein Feind.
„Wenn du durch ein Waldstück gehst und der Drohne über dir ausweichst, darfst du dich niemals hektisch bewegen. Der Operator des Geräts sieht nicht jedes Blatt, sondern das große Ganze – und er vertraut auf seinen Bewegungssensor. Sobald sich etwas schneller bewegt als die Umgebung – sei es ein Mensch, der rennt, oder ein Tier – wird die Kamera darauf gerichtet. Dann ist es zu spät.“
Sein Rat: Lieber langsam und gleichmäßig durch das Gelände schleichen – notfalls im Schlenderschritt, durch das Rascheln der Blätter im Wind kaschiert.
Viele Soldaten glauben, sie könnten durch schnelle Bewegung oder Sprinten entkommen – ein Irrglaube. „Vor einer Drohne weglaufen zu wollen, ist Selbstmord“, sagt Pavlov. Wird ein Ziel erst einmal von einem Sensor erfasst, folgen ihm oft mehrere Drohnen gleichzeitig. Die Chance, dass eine davon trifft, liegt bei fast hundert Prozent.
Tarnung, Tricks – und Stille
Was also tun, wenn man entdeckt wurde?
Pavlovs Taktik: Sofort losrennen – aber nur bis zur nächsten Deckung. Dann: Tricksen. Tief ins dichte Gebüsch hinein, zehn Meter, dann still zurück – dreißig Meter – unter einen anderen Busch. Und dort: regungslos verharren. Mindestens vierzig Minuten.
„Die Drohne kann nicht in die Büsche hinein. Ihre Rotoren würden sich verfangen. Also schwebt sie über dem Ort, ruft Artillerie oder Granatwerfer zur Hilfe. Aber die Zielgenauigkeit in so einem Fall ist gering. Wenn du still bleibst, explodieren die Granaten oft dreißig Meter entfernt. Das kann man überleben.“
Ein zweiter wichtiger Punkt: Akkulaufzeit.
Keine Drohne fliegt ewig. Anderthalb Stunden maximal, dann muss sie zurück. Zwischen dem Abflug der einen und der Ankunft der nächsten vergeht oft ein kurzes Fenster – zehn bis zwanzig Minuten. „In genau diesem Moment musst du aufstehen und langsam das Gebiet verlassen. Kein Lärm, kein Rennen. Einfach verschwinden.“
Der Hasenmoment
Doch was ist mit dem psychologischen Druck? Was tun, wenn die Drohne direkt über einem schwebt – fünf Meter entfernt – summend, wartend, wie ein Geier am Himmel?
„Viele halten das nicht aus. Wie der Hase im Gebüsch. Auch der sitzt ganz still, aber irgendwann springt er auf – zu früh. Und dann stirbt er.“
Pavlovs Fazit ist ebenso schlicht wie brutal ehrlich: „Überleben bedeutet, deine Angst zu beherrschen. Wer sich bewegt, stirbt.“
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In einer Zeit, in der der Himmel zum Jäger geworden ist, wird das Überleben zur Kunst. Und wie jede Kunst verlangt sie Disziplin, Mut – und die Fähigkeit, im richtigen Moment still zu bleiben.
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